Gemeinde   Römischer Meilenstein

Der römische Meilenstein von Wil bei Turgi

KULTURGI wurde im Jahre 1992- aufgrund einer Orientierung von Dr. Walter Drack aus Uitikon-Waldegg - darauf aufmerksam gemacht, dass die Möglichkeit bestehen würde, von dem zur Zeit im Schweizerischen Landesmuseum Zürich sich befindenden Meilenstein von Wil bei Turgi, eine originalgetreue Kopie herzustellen.

In enger Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat Turgi wurden Mittel und Wege gesucht, dieses Vorhaben auch zu realisieren, und dem Meilenstein einen gebührenden Platz im Dorfteil Wil zu geben. Dies ist uns denn auch relativ rasch gelungen, nachdem wir wussten, dass das Aargauische Baudepartement sowieso den vor dem Rest. Wilerhof liegenden Parkplatz zu sanieren beabsichtigt. Dort soll nun - wenn man von Turgi her kommt, links am Anfang des neu hergerichteten Parkplatzes dieser Meilenstein eine bleibende Stätte finden.

Aus der Chronik „50 Jahre Turgi“. von unserem Ehrenbürger Adolf Haller ist über ~ diesen Meilenstein recht vieles zu lesen. „Die wichtigste Verbindungsstrasse zwischen Gallien und den Donauländern überschritt in Windisch die Reuss und führte durch Gebenstorf und Wil am Martinsberg zu den Bädern hinunter.“

Ein sicherer Beweis dafür, dass diese Strasse durch unser Gebiet führte, ist der Meilenstein, der 1534 in Wil aufgefunden wurde. Eine zeitgenössische Chronik meldet darüber: «Zuo Baden im Ergö unterhalb gegen Brugg ward im mayen durch ainen bursman mitt dem pfluog in ainem acker ain staine sul 9 schuo lang gefunden, von Kayser Traiano gemacht, was by der zit, das solicher Kayser gelept hatt, 1434 jar verloffen. Welche sul H. Gilg Tschudi von Glaris domais vogt zuo Baden von wunders und alter geschichten anzeigung wegen allda zuo Baden uffgericht und von megklich gesehen.“

Bis 1712 stand der Meilenstein bei der Brücke neben dem Landvogteischloss; .nach der Eroberung der Stadt Baden haben ihn die siegestrunkenen Zürcher mitgeschleppt; er steht jetzt im Landesmuseum. Der Meilenstein trägt die folgende Inschrift:

IMP - CAESARI -

DIVI -NERVAE -F

NERVAE -TRAIA

NO -AVG -GERM -

PONT- MAX -TRIB -

POT- COS -II -P- P- DES

! III -M -P -LXXXV-

„Dem Kaiser Nerva Traianus, dem Sohn des vergötterten Nerva, dem erlauchten Überwinder der Germanen, Oberpriester, Inhaber der tribunzinischen Gewalt, Konsul zum zweitenmal und zum drittenmal designiert, dem Vater des Vaterlandes, 85 römische Meilen.“

Aus der Ämterbezeichnung des Kaisers lässt sich als Zeit der Aufstellung das Jahr 99 nach Christus bestimmen. Die 85 milia passuum (tausend Schritte) bezeichnen den Abstand von der Landeshauptstadt Aventicum: 85 römische Meilen zu 1,48 Kilometer; es ergibt sich daraus eine Strecke von 125,8 Kilometern, die ziemlich genau stimmt.

Autoren: Adolf Haller, Turgi A. Luthiger, KULTURGI